Als Tim Mergelsberg 2004 auf die Birkenrinde stieß, lebte er schon beinahe ein Jahr in Sibirien, wo er seinen Zivildienst in dem sozialen Dorfprojekt Istok leistete. Hier leitete er die Holzwerkstatt und zersägte gemeinsam mit den Betreuten mit Hilfe der Drushba („Freundschaft“), einer Handsäge, die nur zu zweit bedient werden kann, gefühlt alle Birken der Taiga zu Brennholz.
Glücklicher Weise ist die Taiga größer als das menschliche Wahrnehmungsvermögen und so standen noch genügend der weißen Bäume, die ihre Rinde für erste Gefäße spendeten.
Nachdem Joachim Heinz Istok darum bat, Birkendöschen für den europäischen Markt zu fertigen, brannte Tim sofort für dieses Material, das ihn an Holz erinnerte, geschmeidig wie Leder in seiner Hand lag und beim Verarbeiten nicht nur den Betreuten viel Wärme gab.
Kurzerhand baute er gemeinsam mit seinem Freund Jakob Steigerwald eine Werkstatt auf, in der die Betreuten therapeutische Arbeit verrichten und in gleichbleibend hoher Qualität für den sibirischen wie europäischen Markt produzieren konnten; und das in ausreichender Menge. Diese Beteiligung von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung am Wertschöpfungsprozess war ein Novum in Russland und hat bis heute Vorbildcharakter.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland begann Tim, in Passau Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien zu studieren. Hier lernte er auch Colin Bertrand kennen, der lange Jahre aktiv bei sagaan dabei war. Gleichzeitig stellte sich Tim der wirtschaftlichen Realität und lernte unter anderem, was ein Phytozertifikat ist oder wie man Einfuhrumsatzsteuer entrichtet. Zudem fand er viele treue Kunden und Partner. Diese erhalten ihm bis heute den Spaß an der Arbeit mit Birkenrinde.
Seit 2007 ist Tim jedes jahr, teilweise für etliche Monate in Sachen Birkenrinde in Sibirien unterwegs. Dabei besucht er nicht nur den Baikalsee und die Produktionsstätten in und um Irkutsk, sondern auch die Tomsker Region, wo heute ein Großteil der Produktion stattfindet. Im Sommer 2012 und 2013 war er längere Zeit zur Ernte in den entsprechenden Gebieten und bildete sich in der Verarbeitung von Birkengefäßen fort, sodass er mittlerweile ein ausgewiesener Experte in der Bearbeitung von Birkenrinde ist.
Dieses Wissen zu erhalten und weiterzugeben hat sich Tim zur Aufgabe gemacht. Seit 2012 gibt er verstärkt Kurse und Seminare zur Verarbeitung von Birkenrinde, sowie zum Hintergrund des Materials, zum Teil gemeinsam mit Ulrike Bohnet. Damit wollen sie dieses zeitlose Material wieder verstärkt in das Bewusstsein rufen und neue Verwendungsmöglichkeiten aufzeigen.
Bei sagaan leitet er nicht nur das operative Geschäft, er ist auch Gesicht und Ansprechpartner in allen Belangen.